Permakulturfarm Boskanter - Belgien

Hallo, wir sind Marleen (18) und Philipp (22) aus Darmstadt und Heidelberg und beide mittels WERKstattSCHULE auf der Permakulturfarm “Boskanter” in Belgien. Dort sitzen wir gerade in einem holzbeheizten Raum, beschmust von zwei Katzen und einem Hund und schreiben zusammen diesen Bericht.

 Zu Marleen:

Ich habe 2023 mein Abitur gemacht und wusste erstmal nicht so ganz genau, was ich nach der Schule machen möchte. Ich bin durch Zufall auf Boskanter gestoßen und ich fand es klang wie ein aufregendes Projekt und nach einer kleinen Portion Abenteuer. Ich fand die Idee, auf einer Farm mit so vielen Tieren zu leben und sich mehr mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinanderzusetzen, sehr ansprechend. Ich bin im September hier in Belgien angekommen und hatte seitdem eine sehr tolle Zeit mit ganz vielen neuen Erfahrungen. Ich verbringe viele meine Wochenenden außerhalb von Boskanter, um noch mehr von Belgien sehen zu können. Belgien ist wirklich nicht so groß und es ist einfach und relativ günstig, durch das Land zu reisen und sich am Wochenende mit Freunden in den unterschiedlichen Städten zu treffen.

Hier in Boskanter erfahre ich gerade eine komplett neue Art zu leben. Ein Leben ohne Stress und ohne Hektik. Die Welt dreht sich hier irgendwie ein bisschen langsamer, da wir uns mehr Zeit für einfache Aktivitäten nehmen können und der Fokus auf andere Dinge gelegt wird. Zu meinen  Langzeitaufgaben gehört, dass ich mich ums Pferd kümmere, täglich Brot backe und wir mehrfach täglich  mit den Hunden rausgehen. Zudem bin ich für den offiziellen instagram account von Boskanter zuständig.

 Zu Philipp:

Ich habe 2023 meinen Bachelor in Mathematik in Heidelberg abgeschlossen und wollte eine Pause vom Studieren, bevor ich mit meinem Master weitermachen würde. Mein Bruder war vor einem Jahr (auch über WERKstattSCHULE schon in Boskanter gewesen, und als ich ihn dort besuchte, hat es mir super gefallen. Mich hat vor Allem die Möglichkeit angezogen nachhaltigere Lebensweisen aus nächster Nähe zu erfahren und Zeit zum Lesen und Niederländisch lernen zu haben. Ich bin Anfang Oktober hier angekommen und bisher gefällt es mir großartig. Ich habe gemerkt, dass das einfache Leben hier mir sehr gut tut: Das Arbeiten in der Natur, das Essen aus dem Garten und das Früh-Aufstehen und ins-Bett-gehen. Ganz aussteigen aus seinem alten Leben und dem Weltgeschehen tut man aber auch nicht, wir gehen zum Beispiel zusammen auf Demos und gerade arbeite ich daran, eine neue Website für Boskanter zu machen.

 Boskanter ist von einer Familie in Belgien gegründet worden, die sich als Pioniere verstehen, um nachhaltigere und energiesparsame Lebensweisen auszuprobieren. Sie beherbergen auch Freiwillige, einerseits als Helfer auf der Farm, aber auch um ihre Ideen zu verbreiten. Wir kochen seit Oktober beispielsweise nur noch mit einem Holzofen. Im Sommer hatten wir noch einen elektrischen Herd, den wir allerdings nur zur Mittagszeit genutzt haben, wenn die meiste Sonne auf die Solarpanele schien. Besonders viel Energie wird auch durch das Heizen eingespart: Es werden nur einige gemeinsame Räume beheizt mit Holz das auf dem Grundstück gewachsen ist. Jetzt im Winter legen wir uns zum Schlafen mit heißen Wasserflaschen und einigen extra Decken in unsere Schlafsäcke. Ein weiterer Aspekt ist auch die besondere Anbautechnik "Permakultur", welche hier verwendet wird. Dazu gehört beispielsweise, dass eine große Vielfalt an Pflanzenvarietäten angebaut wird, Gärtner möglichst nahe an ihren Beeten leben, es vermieden wird, Beete umzugraben und viele weitere Richtlinien. All das soll garantieren, dass Gemüse möglichst effizient, ohne Maschinen und bodenschonend angebaut werden kann.

Bei uns sieht jeder Tag anders aus. Wir treffen uns jeden Morgen um 8 Uhr, um zu besprechen, was für Aufgaben anstehen. Dann kann sich jeder eigentlich mehr oder weniger aussuchen, was er/sie machen möchte. Natürlich gibt es ein paar Aufgaben, die dringlicher sind und schneller gemacht werden sollten als andere, aber trotzdem ist es tendenziell nicht weiter schlimm, wenn man etwas nicht fertig stellt und damit erst am nächsten Tag weiterarbeitet. Aufgaben können beispielsweise sein, Holz zu hacken, Unkraut zu jäten, die Bäckerei aufzuräumen, ein Hochbett oder andere Konstruktionen zu bauen, einen Pfad neu mit kleinen Holzresten zu verlegen, andere Freiwillige einzugewöhnen, zu kochen oder Obst und Gemüse zu ernten. Es hängt auch sehr viel vom Wetter und der Jahreszeit ab, da man nicht immer alles machen kann. In manchen Monaten ist mehr  zu tun als in anderen und wir passen uns einfach dem natürlichen Rhythmus an.

 Wir sind beide sehr zufrieden hier und glücklich, dass wir diese Erfahrung machen dürfen. Wir haben sehr viel gelernt und freuen uns auf unsere restliche Zeit. 

Wir können jedem empfehlen, hierher zu kommen um mal eine andere Lebensweise kennenzulernen, die weniger stressig ist, aber einen selbst vor andere kleine Herausforderungen stellt.   

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